2014-03-11: "Alles auf Null!""

Wenn am Sonntag in Melbourne nach knapp 4 Monaten Pause wieder Formel 1 Motoren aufheulen und die erste Ampel auf grün springt, dann werden sich einige verdutzt Augen und Ohren reiben.

Die größten Regeländerungen in der Formel 1 seit mehr als einem Jahrzehnt sind nicht nur an teils eigenwilligen Designs mit nasenbärartigen Nasen zu erkennen, auch der Sound der früheren 3 Liter Saugmotoren wird dann Geschichtsbuch sein, da man 2014 zu Turbo-Motoren zurückkehrt. Diese holen Ihre Leistung aus 1,6 Litern Hubraum und 6 Zylindern. 160 Extra-PS für bis zu 33 Sekunden pro Runde entfesselt das neue Energie Rückgewinnungs System (ERS), mit dem die Teams so Ihre Probleme zu haben scheinen.

Es gibt in 2014 nur noch 3 Motoren-Hersteller, die jeweils mindestens 3 Teams ausstatten. Der Motor ist allerdings nicht mur ein Verbrennungsmotor, sondern eine komplexe Einheit aus Motor, 2 Rückgewinnungssystemen und Energiespeicher.

Ferrari beliefert neben dem eigenen Team auch die Teams Sauber und Marussia. Mercedes Antriebe laufen neben dem eigenen Werksteam auch in den Fahrzeugen von McLaren, Force India und Williams. Kein Werksteam im eigentlichen Sinne hat Renault, die dennoch mit Red Bull, Torro Rosso, Lotus und Caterham ebenfalls 4 Teams ausrüsten.

An den Fahrerpaarungen hat sich ebenfalls einiges geändert, wenn auch eher in der zweiten Garde. Vettel bei Red Bull, Alonso bei Ferrari, Hamilton und Rosberg bei Mercedes und Jenson Button bleibt Speerspitze des McLaren Teams.

Aber neben Alonso fährt nun statt Massa Kimi Raikkönen den zweiten Ferrari, also der letzte Fahrer, der für die Roten einen WM Titel holte. Das erfahrenste Team der 2014-er Saison (über 400 Starts, 52 Siege, 3 WM-Titel) ist auch das Älteste. Muss kein Nachteil sein, wenn man es schafft, dass die beiden zusammen und nicht gegeneinander arbeiten.

Neben Sebastian Vettel fährt auch 2014 ein Australier den zweiten Red Bull. Der kommt von Torro Rosso und ist ein paar Jahrzehnte jünger als Marc Webber und trägt den Namen Daniel Ricciardo. Nach 4 WM Titeln ist man 2014 nicht mehr Favorit.

Mercedes bleibt wie erwähnt unverändert (stark), während McLaren den nur zeitweilig erfolgreichen aber zu unkonstanten Sergio Perez durch den jungen Dänen Kevin Magnussen ersetzt. Der 21-jährige Sohn von Jan Magnussen hat in Nachwuchsserien überzeugt, muss sich in der Formel 1 jedoch zunächst beweisen. Das wird ein schweres Jahr für ihn, doch wenn er es schaffen sollte, Jenson Button in Schach zu halten, kann er einer der großen Gewinner 2014 werden.

Das Lotus Team muss den Weggang von Raikkönen verkraften und hat dazu Pastor Maldonado und dessen Sponsoren verpflichten können. Zusammen mit den Schwierigkeiten, die der Renault Motor seinen Kunden macht, ist von Lotus kaum etwas zu erwarten.

Force India hat beide Fahrer ausgewechselt. Nico Hülkenberg für Adrian Sutil scheint ein guter Tausch zu sein, warum man mit Paul di Resta nicht verlängert hat, ist mir unerklärlich. Sergio Perez ist vom Grunde her schneller, zum eifrigen Punkte sammeln wäre der Schotte aber ggf. die bessere Alternative gewesen.

Adrian Sutil übernimmt bei Sauber die Bürde, Nico Hülkenberg ersetzen zu müssen. Der glücklose Mexikaner Esteban Gutierrez bekommt eine zweite Chance. Aber warum? Das Fahrerduo gehört zu den Schwächeren und das Auto ist auf ähnlichem Niveau.

Bei Torro Rosso ist man nach dem Wechsel des Motorenpartners hin zu Renault noch direkter vergleichbar mit Red Bull. Die jüngste Fahrerpaarung im Feld spiegelt das Konzept der italienischen Roten Bullen wieder, wobei der 19-jährige Russe Daniil Kwjat die Nachfolge von Ricciardo antritt. Die scheinbare Schwäche des Renault Antriebes wird es für Torro Rosso zumindest in der ersten Saisonhälfte schwer machen, regelmäßig zu punkten.

Bei Williams hat Valtteri Bottas letztes Jahr im Rahmen der technischen Möglichkeiten überzeugt, während Maldonado außer seinem Sensationssieg in Spanien kaum Zählbares brachte. Felipe Massa hofft nach 3 katastrophalen Jahren bei Ferrari auf eine Wiederauferstehung im Herbst seiner Karriere. Die Paarung Bottas / Massa kann positiv überraschen, zumal das Auto scheinbar recht gut funktioniert. Abzuwarten, ob dies nur eine gute Show für den jetzt gefundenen neuen Hauptsponsor war, oder ob Williams tatsächlich positiv überraschen kann.

Dass Marussia mit Jules Bianchi und Max Chilton oder Caterham mit dem schwedischen Rookie Marcus Ericsson und dem Rückkehrer Kamui Kobayashi um mehr kämpfen, als die Rote Laterne an den jeweils anderen abzugeben, scheint unwahrscheinlich.

Eines jedoch kann man jetzt schon sicher sagen: Trotz (nicht wegen) der hirnverbrannten Idee, das letzte Rennen mit doppelten Punkten zu bewerten, wird die Saison 2014 länger spannend bleiben, als es im Vorjahr der Fall war. Ob das hingegen bedeutet, dass wir viele neue Gesichter auf dem Siegerpodest sehen, bleibt abzuwarten.

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